
Derbysieg und viel Kampfgeist lässt bei der U13 aufatmen
09.11.2025Frankfurt/Butzbach. Es gibt diese Abende, an denen eine Partie nach wenigen Minuten alle Tore gesehen hat – und danach zur Nervenprobe wird. So geschehen im Sportpark Preungesheim, wo Floorball Griedel die TSG Erlensee in einem ungewohnt torarmen Schlagabtausch mit 2:1 (2:1/0:0/0:0) bezwang. Was die 58 Zuschauer sahen, war Hockey-Handwerk in Reinkultur: präzise Stockarbeit, viel Taktik, schmale Korridore – und ein Spiel, das seine Spannung nicht aus Torfluten, sondern aus jedem gewonnenen Zweikampf und jeder geblockten Schusslinie bezog.
Erlensee erwischte den besseren Start. Dominik Rudin schob nach 4:55 Minuten überlegt ein – vorbereitet von Daniel Schneider (1:0). Griedel antwortete postwendend: Noah Samuel Jordan nutzte 60 Sekunden später eine Unordnung im Slot zum 1:1 (5:46). Und als das Duell gerade Fahrt aufgenommen hatte, setzte Felix Gleiniger (Assist Yorrick Rau) den Treffer, der sich im Nachhinein als Gamewinner herausstellen sollte – 1:2 nach 8:17 Minuten. Danach? Eine Art sportlicher Belagerungszustand: zwei Teams, die sich auf engstem Raum neutralisierten, und 40 Minuten ohne weiteren Eintrag in die Tafel.
Die Partie veränderte ihre Temperatur, nicht aber ihren Puls. Griedel zog sich phasenweise clever in die Mittellinie zurück, zwang Erlensee zu Pässen in „tote“ Zonen und räumte Schüsse aus der Distanz weg. Wenn die TSG dann doch in den gefährlichen Bereich kam, standen die Griedeler Verteidiger richtig – Schaufel vor Körper, Klinge im Passweg – genau jene kleinen Mikroaktionen, die im Hockey- und Floorballkosmos die Statistik kaum erfassen, dem Momentum aber die Richtung vorgeben.
Die Special Teams bekamen kurze, brisante Auftritte. Im zweiten Drittel musste Griedels Torschütze, Gleiniger, wegen „unkorrekter Abstand“ zwei Minuten zuschauen (13:29). Das Unterzahlquartett arbeitete kompromisslos: frühes Stören, direkte Clears, kein Querpass durch den Slot. Im Schlussabschnitt revanchierte sich Erlensee selbst: Albina Kachan kassierte zwei Minuten wegen Stockschlags (2:33). Griedel hielt das Powerplay bewusst einfach, rotierte geduldig über die Halbbretter, lauerte auf den Querpass – und ließ, als nichts Hochprozentiges aufging, lieber die Uhr arbeiten. Beide Coaches zogen zudem früh ihre Auszeiten (6:57 bzw. 14:50), justierten Linien und Bully-Varianten – ein Stellungsduell auf Millimeter-Niveau.
Entscheidend war, dass Griedel das „graue“ Mitteldrittel gewann, ohne es auf die Anzeigetafel zu bringen. Erlensee warf mit der Sirene alles nach vorn, variierte von tiefer Anspiel- bis zur schnellen Überzahl-Staffel – doch immer fand Griedel die eine Kelle, die den Pass abfälschte, den einen Schritt im Rücken, der den Abschlusswinkel verengte. Dass die letzten beiden Drittel torlos blieben, war kein Zufall, sondern das Ergebnis zweier disziplinierter Defensivreihen und zweier starker Goalies, die ihre Crease mit stoischer Ruhe hielten. Namen sind an diesem Abend fast zweitrangig – das Prinzip zählte: kompakt stehen, erste Welle brechen, Rebound sichern.
Im Schlussdrittel wurde endgültig klar, warum die Anzeigetafel nach Minute 9 stur blieb: beide Goalies parierten heute auf höchstem Niveau. Mehrfach vereitelten sie freie Abschlüsse aus dem Slot, pflückten verdeckte Handgelenksschüsse durch Verkehr weg und reagierten bei Abprallern mit erstem Reflex und zweiter Bewegung. Zwei Torhüterleistungen, die man so nicht alle Wochen sieht – und der zentrale Grund, warum ein hochintensives Spiel nach 40 Minuten ohne weiteres Tor endete.
Der Sieg wiegt doppelt, weil er die kleine Griedeler Serie am Leben hält und in der Tabelle nach oben drückt. In einem Klassement, das derzeit von Effizienz und wenigen Ausrutschern geprägt ist, sind solche „Arbeiterpunkte“ Gold wert. Der Blick auf die Liga zeigt: Zwischen Platz drei und fünf entscheidet aktuell oft ein einziges Torverhältnis – umso wichtiger, dass Griedel in einer engen Auswärtspartie die Balance hielt.
„Ungewöhnlich? Ja. Aber genauso gewinnst du reife Spiele. Wir haben erst die Duelle an der Bande dominiert, anschließend die wichtigen Zonen dichtgemacht und zum Schluss die Uhr für uns gespielt – deshalb der Sieg. Wer Floorball nur für viele Tore liebt, hat eine andere, leise starke Seite gesehen: geduldiges Hockey, in dem jeder saubere Pass wie ein Punkt zählt. Das haben wir heute wirklich gut gelöst.“ so Headcoach Olof Dandanelle nach dem Spiel.
Endstand: TSG Erlensee – Floorball Griedel 1:2 (1:2/0:0/0:0).
Für Floorball Griedel im Tor: Nevio Foglia und Anton Lenz. Im Feld: Noah Samuel Jordan (1/0/0), Felix Gleiniger (1/0/1), Yorrick Rau (0/1/0), Dennis Christopher Wirl (0/0/0), Jani Matilainen (0/0/0), Lennart Fischbach (0/0/0), Julian Bohne (0/0/0), Mijo Junis Hofmann (0/0/0), Markus Flatscher (0/0/0), Tom Karppinen (0/0/0).

Yorrick Rau

