„Zu 30 Prozent Trainer, zu 70 Prozent Psychologe“

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„Zu 30 Prozent Trainer, zu 70 Prozent Psychologe“

Nachgefragt bei TSV-Trainer Henning See

(pls). Emotional, empathisch und ehrgeizig! Der 36-Jährige Henning See beerbte zu dieser Saison Martin Schmitt als Trainer der Frauen des TSV Griedel und führt die Entwicklung des Teams kontinuierlich fort. Im Interview spricht er über den Standort, die Qualität und Attraktivität des Frauenhandballs sowie einen erzwungenen Abschied.

Henning See, was zeichnet Ihr Team und das Umfeld in Griedel aus?

Der Verein ist sehr gut geführt. Es passt alles. Das war mir für meine erste Trainerstation sehr wichtig, weil es mir die nötige Sicherheit gibt. Ich habe freie Hand für das Frauenteam. Mein Coaching- und Betreuerstab sowie der Vorstand hält mir den Rücken frei, sodass ich mich einzig und allein vollkommen auf das Traineramt und die sportliche Entwicklung des Teams konzentrieren kann. Ich kann mein Team hinter dem Team dafür gar nicht hoch genug loben. Auch meine Spielerinnen haben mir ein enormes Vertrauen entgegengebracht. Ich bin sehr dankbar für die mir gegebene Chance.

Sie haben bereits bei der HSG Hungen/Lich im Herren-Bereich als Co-Trainer fungiert. Gibt es Unterschiede im Coaching bei den Frauen?

Der Unterschied ist enorm. Man muss mit einer anderen Hand und einer ganz anderen Führung an die Spielerinnen herangehen. Zu 30 Prozent ist man Handballtrainer, zu 70 Prozent Psychologe (lacht, danke an Carsten Schäfer). Fingerspitzengefühl und Kommunikation sind unerlässlich. Jedes Training und jedes Spiel sind Unikate. Man kann keinen Plan A oder B aus der Tasche ziehen und sagen das passt schon irgendwie, dafür ist die Liga viel zu gut besetzt. Jede Mannschaft bringt ihre Qualitäten mit sich und hat es verdient beobachtet, analysiert und gefilmt zu werden. Nur so haben wir, meiner Meinung nach, überhaupt eine Chance an jedem Wochenende um Punkte zu spielen. Spielerisch ist es auch anders, aber nicht auf Kosten der Qualität. Gerade in der Landesliga wimmelt es an Rohdiamanten.

Nach dem Saisonende werden Sie Ihr Amt als Trainer der Mannschaft niederlegen. Was sind Ihre Beweggründe?

Leider muss ich aufhören; zumindest erstmal für ein Jahr. Dadurch, dass die Corona-Pandemie vorbei ist, bin ich einfach wieder häufiger berufsbedingt mit Dienstreisen eingespannt. Die Mädels hatten mir gesagt, dass wir das schon irgendwie lösen könnten, aber ich verlange von ihnen in jedem Training und Spiel immer den vollen Einsatz. Wenn ich diesen aber selbst nicht mehr so geben kann, wie ich will, dann muss das jemand anderes machen, der zu 100 Prozent für das Team da ist. Wenn ich aber selbst keine 100% mehr geben kann, dann kann ich dies auch nicht von meinen Spielerinnen verlangen, daher muss das jemand anderes machen, der zu 100 Prozent für das Team da ist. Mir fällt dieser Schritt sehr schwer, da der Weg dieser Mannschaft noch nicht fertig ist, aber meine Spielerinnen haben es verdient einen Trainer zu haben der alles für sie gibt, von daher musste ich diese Entscheidung leider treffen.